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Zwei einander gegenüber stehende Personen, die sich zu (er)fassen suchen und eine körpersprachliche Kommunikation aufbauen. Sie zeigen sich nur als Schemen, strecken die Hände aus, tasten sich voran, greifen nach einander und doch aneinander vorbei – sie vergeben sich somit jegliche Möglichkeit der Begegnung. Eine unsichtbare Wand steht zwischen ihnen. Diese kann Trennung und Membrane zugleich sein: Mauer und Medium bei der Suche nach dem Körperbild, das verschwommen wahrgenommen wird und sich wieder entzieht. Wie kann es je begriffen werden?
Ein ganz gewöhnlicher, alltäglicher Körper präsentiert sich in Raum und Zeit: doch wie wird er wahrgenommen? Einerseits von der Umgebung, anderseits von der Person selbst? Gibt es eine unmittelbare, unverfälschte Körperwahrnehmung? Welche Rolle spielt dabei die Gesellschaft? Was wir von einem Menschen, der uns gegenüber auftaucht, tatsächlich sehen, welches Körperschema sich manifestiert, ist von unserer Vorstellung geprägt; wir filtern die erscheinende Form durch Schablonen, die uns von Kultur und Gesellschaft vorgeben wurden, und konstruieren so Gestalt. Diese Membranen der Vermittlung stellen Zwischenbereiche dar, die gleichermaßen trennend wie auch durchlässig sein können. Dies beeinflusst auch die Art und Weise, wie wir unser eigenes Körperbild empfinden. Schemenhaft stehen wir vor unserem Spiegelbild, erst unsere Begrifflichkeit vollendet die Figur, die sich uns zeigt. Daher stellt sich die Frage: Können wir überhaupt ‘wirklich’ sehen, verschwindet nicht jedes Subjekt hinter kulturell bedingten, bisweilen transparenten Trennwänden?
Fallende Blätter stehen metaphorisch für Vergänglichkeit und das kontextuelle Umfeld; sie versinnbildlichen einerseits den Bereich, in dem ein mögliches Begreifen stattfindet, anderseits das unumgängliche Ende jeder Suche. Die Sichtbarkeit des Körpers ist eine Momentaufnahme – gleich verwehtem Blätterwerk, das nur für einen winzigen Augenblick in scheinbarem Stillstand verharrt.
(Dagmar Travner, 2012)